Die Ausstellung "Notes on Rescue" ist immer Mi-So von 14-20 Uhr geöffnet

Notes on Rescue - Ausstellung in der alten Feuerwache des Flughafen Tempelhof

Die alte Feuerwache war einst ein Ort der Dringlichkeit, heute steht sie leer. Sie ist ein Überbleibsel einer von Industrie und Luftfahrt geprägter Zeit, die einst in die Zukunft wies, nun aber vielerorts hinterfragt wird. In diesem Kontext wird die Feuerwehr zu einem großformatigen Spielzeug – mächtig und zugleich performativ. Große Tore, blinkende Lichter, die Rettung auf die man sich verlassen kann, durch das immer pünktliche Erscheinen der Helden.

Die Feuerwehr ist heute nicht mehr in Betrieb. Aber ihre Dimensionen, die Höhe, die Grundfläche, die großen Tore vermitteln noch immer eine Mission: zu schützen, einzugreifen, zu reagieren.

notes on rescue soll zum nachdenken anregen. Wie gehen wir auf etwas zu, das vergangen, obsolet, verworfen, außer Betrieb genommen wurde? Die Ausstellung lädt zu einer kollektiven Wiederbelebung eines Ortes ein, der aus der Zeit gefallen ist. Sie fordert auf, über das Umnutzen, das Verbinden und das Neu-Betrachten nachzudenken.

Gleichzeitig erinnert sie an die Illusion der Kontrolle, und an die Art, wie Geschlechterstereotype Räume und Erzählungen geprägt haben. Es hallt das falsche Versprechen wider, dass starke Männer uns retten werden. 

Die Ausstellung notes on rescue vereint künstlerische Positionen, die auf die eine oder andere Weise um Begriffe von Rettung kreisen. Die sechs Positionen verfolgen teils metaphorische, teils bildliche, teils auratische Strategien, um Räume für sich oder andere zu öffnen.

Wer rettet wen – und wie? Und wo ist der Ort, an dem wir uns darüber austauschen?

Einer von Euch unter Euch mit Euch

Bahar Kaygusuz

Die großformatigen analogen Fotografien der kurdisch-berliner Künstlerin Bahar Kaygusuz zeigen Körper in sicheren Räumen, versetzen sie in eine absolute Gegenwart und machen sie unangreifbar. Die Werke werden hier erstmals ausgestellt.

Bahar Kaygusuz wurde als Tochter zazakis­ch-kurdischer Einwanderer in Berlin-Kreuzberg geboren. Aufgewachsen rund um den Kreuzberger Böcklerpark, entwickelte sie einen poetischen Blick, um die unzähligen und bedeutenden Möglichkeiten des Seins in ihrer Umgebung einzufangen. Sie studierte an der Ostkreuzschule für Fotografie. Mit einem Schwerpunkt auf dokumentarischer Fotografie kreisen ihre Arbeiten um Themen wie kulturelle, geschlechtliche und soziale Zugehörigkeiten sowie Fragen der Identität.

Carnaval Sauvage

Bela Brillowska

Die Künstlerin Bela Brillowska präsentiert ihre fortlaufende künstlerische Forschung Carnaval Sauvage, in der es um Strategien gegen Verdrängung und um den Versuch geht, Mechanismen zu entwickeln, wie Widerstand sich nicht sofort vom Kapitalismus vereinnahmen lässt.

Bela Brillowska arbeitet als Filmemacherin, Performerin, Soundkünstlerin und Musikerin. Sie begann schon früh ihre eigenen Kurzfilme zu drehen und als Sprecherin, sowie Radiomacherin aktiv zu sein. Sie arbeitet viel mit Humor und Fiktion. Sie kommt aus Hamburg und lebt derzeit zwischen Köln und Brüssel.

SUMO

Emma Mende

Eine künstlerisch-aktivistische Strategie verfolgt auch die Designerin Emma Mende, deren große sensorische Skulptur SUMO dazu einlädt, sich dem Produktivitätszwang zu entziehen und einfach auszuruhen. 

Emma Mende ist eine junge Designerin aus Berlin mit einem Abschluss in Produktdesign von der Universität der Künste Berlin. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine klare Haltung, konzeptuelle Stärke und eine spielerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen aus. Sie verbindet handwerkliches Können mit einem sensiblen Gespür für Materialität, Emotionen, Form und Interaktion.

HP_O_ST_006

Hauck Plümpe

Vom Berliner Kollektiv Hauck Plümpe stammt die Arbeit HP_O_ST_006, die wörtlich auf den Ort Bezug nimmt und zugleich eine Provokation darstellt. Etwas Kleines wird ganz groß: ein Appell, ein Aufschrei, eine verschmitztes Verheißung.

Alice Hauck und Amelie Plümpe leben und arbeiten in Berlin.2018 haben Sie das Künstlerinnenduo HAUCK PLÜMPE gegründet. In Ihren Arbeiten beschäftigen Sie sich konzeptionell, skulptural und performativ mit der Untersuchung von Schnittstellen zwischen Modell und Architektur, sowie mit Systemen der Industrie, des Alltags und dessen sozialen Begegnungsorten.

Light Speed Text Tool

Kollektiv Hotel Regina

Das Schweizer Kollektiv Hotel Regina zeigt eine interaktive Lichtinstallation, exemplarisch für seine Arbeitsweise. Die Projekte des Kollektivs entstehen stets in thematischen und örtlichen Kontexten, deren Strukturen, Prozesse und Narrative sie zu erfassen suchen. Auf das Vorgefundene reagieren sie mit spielerischen Interventionen, die als Vorschläge zur Verhandlung verstanden werden können. So haben sie eine sehr prozessoffene Arbeitsweise entwickelt, bei der die Umgebung, in der ein Projekt stattfindet, zur wichtigsten Akteurin wird.

Das Kollektiv Hotel Regina arbeitet seit 2016 in den Bereichen Kunst, Gestaltung und Performance. Sie nutzen eine große Vielfalt an Medien – von Fotografie, Film, Text und Musik bis zu performativen und installativen Formaten – und brechen dabei immer wieder bewusst die Regeln dieser Disziplinen.

Ground Truth

Ulrich Formann

In seinem Werk Ground Truth kombiniert Ulrich Formann Echtzeitdaten von Forschungssatelliten mit Inhalten aus sozialen Medien, um Brände auf der ganzen Welt zu verfolgen. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Biogeochemischen Department der Max-Planck-Gesellschaft, der ELLIS Unit Jena und der Fakultät für Mathematik und Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen der künstlerische Tatsachen Art-&-Science-Residenz.

Ulrich Formann (geb. 1996) ist ein multidisziplinärer Konzept- und Medienkünstler aus Wien. In seinen digitalen Medieninstallationen übersetzt er ökologische und politische Themenfelder in physische Diskursräume. Ulrich Formanns Arbeiten lassen ferne Realitäten eines digitalen Raumes – remote realities – durch Methoden wie Coding, Hardware Hacking und Reverse Engineering sichtbar werden.